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Lorem Ipsum

Immer wieder werde ich nach meiner Geburtserfahrung gefragt. Erst kürzlich für ein Buch über ekstatische Geburten wo auch mein Erlebnis beschrieben wird. Ich wünsche euch viel Freude und Inspiration beim Lesen! 

Eine natürliche Schwangerschaft und Geburt 

„Ich war damals gerade weggezogen, aus Deutschland nach Asien, wo ich meine Kindheit verbracht hatte. Ein Jahr später wurde ich schwanger. Mir war von Anfang an klar, dass ich eine Schwangerschaft ohne Arztbesuche und eine natürliche Geburt haben wollte. Wir sind dann während der Schwangerschaft nach La Gomera gezogen, wo meine Mutter lebte. Sie sagte: „Hier sind so viele spirituelle Leute, da wirst Du sicherlich in deinem Vorhaben unterstützt werden. Im Endeffekt fand ich dort eine Freundin, die 100-prozentig hinter mir stand. Die meisten Menschen waren damals doch eher erstaunt, dass ich einfach im Vertrauen das Leben seinen Lauf nehmen lassen wollte, ohne genau zu planen, wie und wo ich gebären werde. Da ich schon länger eine starke Verbindung zum Wasser und den Delfinen hatte, wollte ich im Wasser entbinden, am liebsten im Ozean. Da mir aber das Meer auf La Gomera für eine Geburt dann doch zu kalt war, haben wir letztendlich ein Planschbecken gekauft.

Irgendwann wurde der Druck von außen sehr groß, und die Frage, warum ich nicht einmal einen Ultraschall machen möchte, begegnete mir verstärkt, so dass ich letztlich nachgab und eine Gynäkologin aufsuchte, die einmal im Monat auf die Insel kam.

 

Bei der Untersuchung sagte sie noch: “So wie du entspannen kannst, wird das sicherlich eine leichte Geburt werden.“ Aber dann wurde sie etwas fahl im Gesicht und stellte fest, dass das Baby einen Monat unterentwickelt war. Auf einmal hieß es, wir müssten nach Teneriffa und reichlich Untersuchungen machen. In mir brach eine Welt zusammen. Das passte so gar nicht zu meinem Gefühl! Wir gingen zum Strand, wo ich mich erstmal ordentlich ausweinte. Zum Glück behielt mein Mann aber klaren Kopf und schlug vor, dass wir selber nochmal im Kalender nachrechnen sollten. Es stellte sich heraus, dass die Ärztin sich um einen Monat verrechnet hatte. Es war also alles in Ordnung!

Dieses Erlebnis war super wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass ich wirklich auf mich und mein Gefühl vertrauen kann. Ich hatte damals nicht geplant, ohne Hebamme zu entbinden. Ich habe mich dem Lauf des Lebens einfach hingegeben, und tatsächlich begegnete ich bald beim Tanzen auf einer Fiesta einer Hebamme. Leider hatte sie keine Zeit und musste zurück nach Deutschland, aber hat mich sehr bestätigt, dass eine Hebamme bei einer Wassergeburt meist nur danebensteht. Ich würde das bei meiner inneren Klarheit und Stärke auch ohne Hebamme hinbekommen. Ich könne sie aber jederzeit anrufen. Sie untersuchte mich noch und schickte uns später ein Päckchen mit Hörrohr und anderen nützlichen Dingen für die Geburt.

Im Wasser konnte ich mich frei bewegen

Irgendwann war es dann soweit. Ich merkte, wie die Fruchtblase brach und mir das Wasser herauslief. Ich rief die Hebamme an, und sie sagte, dass ich noch ein paar Stunden Zeit hätte. Ich verrückte noch die Pflanzen, damit es auch schön aussehen würde bei der Geburt, stellte ein Tape mit den Lauten der Delfine an, denn die sollten auf jeden Fall akustisch dabei sein und rief letztlich Ralph, meinen Mann an. Dann legte ich mich in die Badewanne und spürte die Wehen kommen. Sie fühlten sich an wie Unterleibsschmerzen, die wie Wellen kamen und gingen. Ich konnte gut mit ihnen mitließen und reinatmen. Gut, dass ich erst in der Badewanne war, denn mein Darm entleerte sich hier. Als dann das Planschbecken mit Wasser gefüllt war, konnte ich dort schon entleert hineinsteigen.

Es war ein Geschenk für mich im Wasser zu sein, da ich mich frei bewegen und mit den Impulsen meines Körpers mitgehen konnte Die Schwere meines Körpers war weg. 

Was mich so beeindruckt, hat war die Direktheit, in die ich kam. Alle angelernten Höflichkeiten fielen weg. Es war pure Kraft am Werk, die einfach äußert, was zu äußern ist. Ralph hatte mir eine tolle Schlinge gebastelt, in die ich mich hineinhängen konnte, aber irgendwann war sie einfach im Weg und ich sagte laut und bestimmt “das Ding muss weg da“. Klar und direkt, keine Zeit und Energie für Höflichkeiten verschwenden!

„Alles ist gut! Wir können einfach vertrauen und loslassen!“

Dann auf einmal waren überhaupt keine Schmerzen mehr da. Pure Glückseligkeit stieg auf. Völliges Sein im Moment und der Schmerz war transformiert. Meine Freundin kam fast zu spät, aber als sie mich sah, war sie völlig erstaunt, da es nur so aus meinem Gesicht strahlte. Ich hatte zwar vorher über ekstatische Geburt gelesen, es aber wohl nie so richtig für möglich gehalten. Die Kraft in mir, die sexuelle Energie oder Lebensenergie, durfte frei fließen. Mein Verstand war leider etwas untrainiert und suchte nach dem Schmerz. Aber es kam dann auch schon die letzte Wehe mit der unsere Tochter geradezu herausgeschossen kam.

 Ich kann nicht sagen, dass es eine völlig schmerzfreie Geburt war, aber ich habe erleben dürfen wie wir Schmerz transformieren können, wenn wir lernen uns zu entspannen und uns hinzugeben. Wichtig ist, dass wir gedanklich uns darauf einstellen und wissen, dass es geht.  Yoga und Meditation und meine Nähe zum Wasser, das war die perfekte Kombination für mich. Auch ist es wunderbar alleine zu gebären, ohne dass jemand dazwischenkommt, die Herztöne abhört usw., sonst wird man immer wieder aus der Entspannung und der Kraft geholt. Ralph war dabei wunderbar gegenwärtig und präsent und hat mich durch seine Gegenwart gestärkt.

Ganz besonders magisch war, dass eine Gottesanbeterin Geburtsbegleiterin war. Sie saß auf dem Beckenrand, als mein Mann das Wasser einlaufen ließ. Als ich einstieg, flog sie hoch und beobachtete uns vom Dachbalken aus. Am nächsten Tag saß sie auf einem Foto vom Dalai Lama. Nach einer Woche, als ich zum ersten Mal das Gefühl hatte mal raus zu müssen und alleine spazieren ging, da sah ich sie auf einer Mauer sitzen.

Seither ist sie das Symbol für mich, dass wir einfach vertrauen und loslassen können, dass wir immer beschützt sind.

Die Delfine waren schon vorher und sind bis heute meine Begleiter in meinem Leben. Auch während der Schwangerschaft bin ich ihnen begegnet, und ihre Freude und Leichtigkeit, die sie ausstrahlen, hat mich immer wieder ermutigt, beherzt meinen Weg zu gehen. Jahre später hatte ich eine Kundalini Erfahrung, und da wurde mir auf einmal bewusst, dass genau das während der Geburt passiert war. Die Energie war von unten nach oben aufgestiegen, der Schmerz wurde transformiert und reine Glückseligkeit blieb.

Wir haben so viele veraltete Glaubenssätze, was Schwangerschaft und Geburt angeht, auch die Idee, dass wir das Baby rauspressen müssen. Aber wir können einfach mit den Wellen der Wehen mitreiten. Die Kraft, die da am Werk ist, ist so viel stärker als wir.

Als wir in den ersten Tagen so im Bett lagen mit der kleinen Lena Mira, wurde mir bewusst, wie sehr wir in unseren negativen Vorstellungen leben: “was ist wenn?” mit einem negativen Ausgang. Warum nicht: Was ist, wenn alles gut ist und wir einfach vertrauen dürfen?